Staatsziel: Glück

In den Höhen und Tälern des Himalaya liegt das Königreich Bhutan. Und immer wieder einmal hört man entzückt und verwundert sagen, das Staatsziel dort sei das Glück – nämlich das Glück der Untertanen.
„Staatsziel Glück“ – wie romantisch! Wie persönlich!
Und man denkt vielleicht sogar darüber nach, wie das zu bewerkstelligen sei und was das bedeute. (Und natürlich ist eine andere Art von „Staatsziel Glück“ gemeint als in Las Vegas, Nevada, oder in Macao oder in der Staatlichen Spielbank Bad Reichenhall – das ist uns schon klar.)

Wir alle sind früher ein Bhutan – gewesen

Aber irgendwann fängt und besinnt sich der politische Autor. Denn man muss wissen: Wir alle – jedenfalls in der westlichen Welt – kommen aus Staaten, in denen das „Staatsziel Glück“ über lange Zeit galt. Und alle modernen Staaten haben sich aus vormodernen Staaten herausentwickelt, in denen dieses „Glück“ als Leitbegriff diente. Im Englischen heißt es „happiness“, im vormodernen Deutsch „Glückseeligkeit“ (ja, mit doppeltem ee; ältere Gelehrte wissen das noch); auf Lateinisch „salus“ bzw. „salus publica“. Man könnte also sagen: Wir alle entstammen einer Art Bhutan.

Exkurs: Eudämonie

All dies sind letztlich Übersetzungen des griechischen „Eudämonie“ („eudaimonia“); denn die ältere Staatslehre war aristotelisch geprägt: Die Gedanken des (neben Platon und Sokrates) ersten und ältesten Stammvaters der politischen Wissenschaften, Aristoteles, waren für neuzeitliche Staaten maßgeblich.
Sind sie es noch? Nein. Zum Glück! Aber man will – und geht in vielen Staaten – machtvoll wieder dorthin zurück.

Independence Day

Meine Schwester und Mitstreiterin (sowie politologische Artgenossin) Stefanie Obermaier wollte gerne einen Beitrag zum 4. Juli (Independence Day), also dem US-amerikanischen Unabhängigkeitstag, an dem jährlich der Unabhängigkeitserklärung von 1776 gedacht wird. – Nun kommt mein Beitrag (nebst einigen folgenden) erst im Nachhinein. Aber das Thema behält seine Gültigkeit über den Tag und das Jahr hinaus; und das gilt auch für die Einsichten und Entscheidungen, zu denen es uns drängt. Die 13 amerikanischen Gründungsstaaten erklärten nämlich nicht allein ihren Austritt aus dem britischen Königreich; und auch nicht nur ihren Zusammenschluss (zunächst nur zu einem Staatenbund) – sondern verbanden das mit einem grundlegenden politischen Dokument: Sie erklärten darin ihre Absage an das bisherige Staatsziel Glück.
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