Vertiefungen zum Projekt „Zusammenschau“

Zusammenschau, um den „Megafaktor“ menschlicher Wandel zu rekonstruieren

Wie dargelegt, stellt sich die Aufgabe einer Zusammenschau,

  • durch die Zeiten hindurch,
  • interdisziplinär,
  • und mit der Leitfrage nach den jeweiligen Merkmalen und Veränderungen des Menschen.

Zur Erklärung: Besonderheit jeder Zeit

Dazu gleich hier dieser kurze Kommentar: Jeder Bereich hat seine Besonderheiten – von der Musik bis zur Mode, vom Theater bis zu den politischen Ideen; aber manche charakteristischen Merkmale finden sich eben nicht nur in einem Bereich – sondern in vielen. Jede Zeit hat ihre Emotionalität, ihre Ideale, ihre besonderen menschlichen Haltungen, wie man die Dinge sieht, wie man mit ihnen umgeht, wie man denkt, handelt, gestaltet.

Erst allmählich zugewachsene Möglichkeiten

Wir heutigen Menschen neigen oft dazu, uns ultimatives Wissen zuzuschreiben.
Tatsächlich befinden wir uns – gerade als AnalytikerInnen der menschlichen Gesellschaft, der geschichtlichen menschlichen Welt noch immer in dieser Frühphase. Allerdings haben wir heute viel bessere Grundlagen als im 19. Jahrhundert.

Vertiefung: Auf den Schultern

Im Unterschied zum 19. Jahrhundert – zu den Zeiten von Taine, Dilthey, Burckhardt, Nietzsche, Max Weber – haben seither Generationen von ForscherInnen nicht einfach nur unsere Kenntnisse erweitert, sondern unser Verständnis vertieft; ja, unser Verständnis erst geformt. Und dies gilt nicht nur für die politische Geschichte, sondern für die Geschichte der Künste, der Musik, der Literatur, des Alltags, des philosophischen und politischen Denkens, der Wissenschaften, der Bildung… Wir heutigen AnalytikerInnen stehen also auf den Schultern vieler VorgängerInnen. Und jede Generation kann weiter blicken – aus diesem Grund.

Elementare Herausforderung: Gut beobachten

Nicht selten bedarf es mehrerer Generationen, bis jemand sagt: Diese Beschreibungen treffen doch gar nicht zu! Die Musik Haydns, Mozarts, Beethovens – um nur ein Beispiel zu nennen – ist weitaus raffinierter, gedankenreicher „gebaut“, als man uns immer sagt. Die bisherigen Beschreibungen passen eher zur „Vorklassik“ oder zu Liedformen – als zu den großen Werken jener Komponisten.

Beobachten lernen

Der Maler Wilhelm Leibl war der Auffassung, dass es in jeder Generation nur wenige gäbe, die wirklich fähig waren zu sehen. – Ähnliches gilt auch für das Reich der Wissenschaft – und nicht nur der Naturwissenschaften, sondern aller Forschung (auch der sog. Humanities).
Und man könnte pointiert sagen, es gehe darum zu beobachten; und noch besser: das Beobachten von erfahrenen VorgängerInnen zu erlernen – die Kunst, die Praxis, das Wagnis, das Abenteuer des Beobachtens zu erlernen. Alle Wissenschaft basiert darauf.
co

 

PS: …und gewiss gründet die Ausbildung zur Wissenschaft nicht auf kleinteiligen „Stoff“- und Zeiteinteilungen für das Studium, die der „Bologna-Prozess“ unseren jüngeren EuropäerInnen und ihren akademischen LehrerInnen zumutet. Andernorts, außerhalb Europas, wirbt man damit, dort gebe es dieses Zwangskorsett nicht.